Kokoswasser, Eiweißbrot und die Acai-Beere haben zwei Dinge gemeinsam: Sie klingen lecker und gelten als DIE aktuellen Diät-Trends. Schauspielerinnen und Models schwören angeblich drauf – genau wie auf basisches Wasser. Aber was ist wirklich dran an den Abnehm-Wundern?
BILD.de fragt nach – bei Ernährungswissenschaftlerin Nadia Röwe vom aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V., Ernährungswissenschafter und Buchautor Sven-David Müller(Die dicksten Diätlügen, Schlütersche, 12,90 Euro) und dem Fachsportlehrer und Ernährungs-CoachReza Hojati aus Kiel.
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EIWEISSBROT
Nur sechs Prozent Kohlenhydrate, dafür aber 20 Prozent Eiweiß enthält das fluffig-feuchte Trendbrot. Dafür nimmt man jedoch auch rund 250 Kalorien mit einer 100g-Scheibe zu sich und zahlt knappe drei Euro pro 500g. Zum Vergleich: Ein normales Weizenmischbrot hat 44 Prozent Kohlenhydrate und nur fünf Prozent Eiweiß, dafür aber auch nur 220 Kalorien – und 750g bekommt man für etwa 2,00 Euro!
Müller: „Man zahlt also drei bis viermal mehr, für ein Brot, das nicht wie Brot schmeckt, eine merkwürdige Konsistenz hat, ernährungsphysiologisch falsch zusammengesetzt ist, rascher verdirbt, kalorienreich ist und nichts bringt – außer Geld in die Kassen der Fabriken und Bäckereien. Der Fettgehalt ist mit bis zu 10 Prozent zehnmal so hoch wie bei normalem Brot – das macht dick und nicht schlank! Oftmals fehlen auch die gesunden und sättigenden Ballaststoffe und die wertvollen Vitamine und Mineralstoffe, die sonst im Vollkorn-Getreide sind und die den Stoffwechsel pushen (B-Vitamine, Zink und auch Eisen).“
Für wen ist es nicht geeignet?
Röwe: „Eiweißbrot ist nicht ungesund oder schädlich – eine sehr eiweißreiche Ernährung kann jedoch die Nieren belasten!“ Müller ergänzt: „Menschen, die unter Gicht/Hyperurikämie oder Funktionsstörungen der Niere oder Leber leiden, sollten sich nicht extrem eiweißreich ernähren. Im Alter nehmen die Ausscheidungsfunktion und die Entgiftungsfunktion immer weiter ab. Daher sollten Menschen ab dem 60. Lebensjahr keine extremen Eiweiß-Mengen aufnehmen. Und bei diesem Brot ist der Eiweißgehalt mit rund 20 Prozent enorm hoch.“
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KOKOSWASSER
Schauspielerinnen und Models sind derzeit ganz wild auf „Agua de Coco“ (Kokoswasser), das als leckere und gesunde Kalorienbremse und Fettkiller angepriesen wird.
Hojati: „Beim Kokoswasser handelt es sich nicht um die weiße Kokosmilch, sondern um den Saft, der aus der noch grünen Kokosnuss gewonnen wird. Zum eigentlichen Abnehmprozess trägt es nicht bei. Das Wasser bietet lediglich eine geschmackvolle Alternative zu stillem Wasser.“ Und Müller ergänzt: „Kokoswasser ist durchaus gesund, wenn es frisch aus der Kokosnuss kommt – denn es ist ein kalorienarmer isotonischer Drink mit Kohlenhydraten, Mineralien und auch Vitaminen. Aber: Fett baut es garantiert nicht ab. Vor allem nicht, wenn es sich um industrielle Produkte handelt, dort steckt oft fast nichts Gesundes mehr drin, von Natur und Fatburning ist dann keine Spur mehr.“
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ACAI-BEERE
Die Beeren sollen die Fettproduktion hemmen und gleichzeitig das Muskelwachstum und den Stoffwechsel anregen.
Müller: „Acai-Beeren haben keine Inhaltsstoffe, die das Obst zum Fatburner machen. Es sind einfach nur Beeren – ähnlich gesund wie Johannisbeeren & Co. aus Deutschland. In Nahrungsergänzungsmitteln können sogar gefährliche Begleitstoffe Ephedrin (Appetitzügler) enthalten sein.“ Ephedrin wirkt u.a. blutdrucksteigernd und kann bei Überdosierung zu Unruhe, Angstgefühlen, Übelkeit, Atemschwierigkeiten und Kopfschmerzen führen. Hojati:„Die Acai-Beere enthält Vitamine, gesättigte Fettsäuren und Antioxidantien. Deshalb denken viele, dass sie ihren Stoffwechsel damit ankurbeln. Sie unterliegen dem Irrglauben, überschüssiges Fett verschwindet durch die Einnahme von Zusatzstoffen automatisch aus dem Körper. Um langfristig abzunehmen, eignet sich diese Methode jedoch nicht, da durch solch eine einseitige Ernährung oftmals Mangelerscheinungen auftreten.“
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BASISCHES WASSER
Übersäuerung verhindert angeblich den Gewichtsverlust.Models schwören daher auf Wasser, das durch einen Wasserionisierer speziell gefiltert wird, damit es rein basisch ist und keinen „sauren“ Charakter mehr hat.
Müller: „Gesunde Menschen sind nicht übersäuert und eine basische Ernährung macht auch nicht schlank. Übersäuerung hat nichts mit der Entstehung von Übergewicht zu tun. Das basische Wasser kann Sport und kalorienreduzierte Kost nicht ersetzen! Aber es ist teuer und macht den Geldbeutel dünn! Hojati stimmt zu: „Viele verwechseln Durst mit Hunger. Deshalb bei Magenknurren erst einmal ein halbes Glas Wasser trinken und abwarten, ob das Gefühl bestehen bleibt. Doch dann tut's auch Leitungswasser.“
Fazit: Wer abnehmen will, sollte Eiweißbrot aufgrund des hohen Fettgehalts wenn überhaupt nur in Maßen genießen. Mit Kokoswasser und basischem Wasser können Sie nichts falsch machen, abnehmen tun Sie alleine dadurch aber nicht. Und Acai-Beeren – das Naturprodukt ist dank seiner Vitamine ein wahrer Immunsystem-Antreiber, von den Beeren in Kapselform mit Dutzenden unbekannten Zusatzstoffen sollten Sie aber Abstand nehmen. Schließlich kann keiner sagen, ob und wie hier gepanscht wurde und welche Nebenwirkungen sich bei Ihnen zeigen.
RESPOSTA AO "Alles wirklich nur Diät-Schwindel?"
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